Städtebauliches Leitbild Binzacher, Wetzikon – Partizipatives Workshopverfahren mit mehreren Veranstaltungen.
Planung: 2016
Auftraggeber: Politische Gemeinde Wetzikon
Gebietsfläche: ca. 50’000m2
Projektteam: Philippe Jorisch, Clement Cattin
Raumplanung: Dr. Markus Nollert (bureau für RAUMENTWICKLUNG)
Ein Leitbild ist ein grober Richtfaden, nach welchem sich ein Quartier künftig entwickeln soll. In einer frühen Phase sollen möglichst alle betroffenen Parteien an einem Tisch zusammensitzen und sich einbringen. Wir wurden von der Gemeinde Wetzikon beauftragt diesen Prozess zu gestalten und die Absichten der Stadt zu skizzieren. Beim Gebiet Binzacher handelt es sich um die grösste zusammenhängende Baulandreserve von Wetzikon, im Nordteil der Stadt, direkt am Bahnhof Kempten.
Die hervorragende Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Nähe sowohl zum Stadtzentrum als auch zum Naherholungsgebiet um den Pfäffikersee machen den Binzacher zu einem wichtigen Baustein von Wetzikon für die gewünschte «Verdichtung nach Innen».
Dieser mehrstufige Leitbild-Entwicklungsprozess wurde von uns gemeinsam mit dem Raumplaner und ETH-Lehrbeauftragten Dr. Markus Nollert entwickelt. Ein Prozess der die unterschiedlichen Stakeholders einbindet, wie beispielsweise die verschiedenen Abteilungen der Stadt, die Grundeigentümer, die Quartierbewohner und die SBB.
Das Resultat dieses Prozesses sind keine Paragrafen, sondern ein fünf Eckpunkte umfassendes Leitbild. Diese fünf Punkte regeln im Grundsatz den räumlichen Entwicklungsrahmen und bilden einen umsetzbaren Kompromiss aus den vielen Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen.
Am Situationsmodell wurden in mehreren Veranstaltungen die räumlichen Auswirkungen der teils gegensätzlichen Interessen einzelner Grundeigentümer visualisiert und diskutiert.
Eckpunkt 1: Grünraumachse sichern!
Die Verbindung zwischen Kempten und dem nahegelegenen See soll bei zukünftiger Realisation der Personenunterführung gesichert sein. Ausserdem verträgt der zentrale Teil des Gebiets Binzacher eine hohe bauliche Dichte und somit auch grosszügige Platzverhältnisse, um die Orientierung zu gewährleisten. Die Grünraumachse mit Langsamverkehr als qualitativ hochwertiger Freiraum für Erholung und Begegnung.
Eckpunkt 2: Gleisfeld definieren!
Klare Gebäudekanten sowie eine Wegverbindung dem Gleisraum entlang bieten eine guten Orientierung um diesen grossmassstäblich zusammenhängenden Freiraum. Höhere Bauten entlang des Gleisfelds ermöglichen gegen Westen geschützte grüne Gärten an der Rückseite und zum Einfamilienhausgebiet hin.
Eckpunkt 3: Heterogene Bebauungsformen regeln!
Im Gebiet Binzacher treffen unterschiedliche Massstäbe auf einander. Der Übergang vom Einfamilienhaus-Quartier zu grossen Wohnbauten soll sorgfältig gestaltet sein. Unterschiedliche Haustypen sollen eine wünschenswerte Diversität und die Entstehung von identitätsstiftenden Orten ermöglichen.
Eckpunkt 4: Nutzbare Grünflächen ermöglichen!
Durch kluge Setzung von Baukörpern innerhalb der definierten Parzellen soll ermöglich werden, grössere, zusammenhängende Freiräume zu schaffen, die besser nutzbar sind – was nicht heisst, dass diese gemeinschaftlich genutzt werden müssen. Dafür sollen gewisse Mindestabstände zu Fusswegen oder zwischen benachbarten Bauten unterschritten werden dürfen.
Eckpunkt 5: Ettapierbarkeit wahren!
Nicht alle Grundeigentümer streben eine Entwicklung in der gleichen Geschwindigkeit an. Gerade deshalb ist es entscheidend, dass die Interessen von noch nicht realisierenden Parteien nicht übermässig tangiert werden. Die Absichten der Stadt, insbesondere weitreichende Erschliessungsoptionen, müssen gewahrt bleiben.