Umbau Jugendstilhaus Villa Seeblick, St. Gallen
Planung und Realisation: 2012–2014
Auftraggeber: Privat
Geschossfläche (SIA 416): 1’347m2
Gebäudevolumen (SIA 416): 3’980m3
Projektteam: Michael Metzger, Stefan Oeschger, Romy Rechsteiner, Mark Sturzenegger
Bauingenieur: bpa, St. Gallen
Elektroplanung: Elektrobüro, Altstätten SG
HLS-Planung: Roman Grundbacher, Opfikon; Eljham Azemi, Aadorf
Holzbauingenieur: Christian Keiser – Ingenieurbüro für Holzbau, St. Gallen
Bauphysik: Studer+Strauss AG, St. Gallen
Landschaftsarchitektur: planikum GmbH, Zürich
Presse: Tec 21, Umbauen und Renovieren
Die Villa Seeblick wurde 1908 vom Baumeister Anton C. Buzzi in St. Gallen als eines von zwei Häusern für seine Kinder erbaut. Die über hundertjährige Geschichte liessen das mächtige, grossbürgerliche Haus aus der Blütezeit des Ostschweizer Jugendstils vor dem Umbau wie eine «Graue Maus» wirken. Wie kann man in diesem Schmuckstück mehr Wohnraum schaffen und den einmaligen Charakter in die heutige Zeit überführen?
Als Ziel nicht der Originalzustand von 1908 – vielmehr übten wir uns im Spagat zwischen Denkmalpflege und ökonomischen Gesichtspunkten.
Die «Grande Dame» in ihrem neuen Gewand. Der Charakter des Altbaus bleibt weitgehend erhalten und erhält wenige neue Elemente: Die Dachgauben aus Kupfer und ein Hauptzugang direkt von der Schneebergstrasse.
Heute steht mehr Wohnraum in der Villa Seeblick zur Verfügung als vor hundert Jahren, weil wir neue Wohnungen im Keller- und in den beiden Dachgeschossen entworfen haben.
Über eine gedeckte Passerelle gelangt man heute direkt von der Schneebergstrasse in das Treppenhaus. Die Dachwohnungen sind somit besser erschlossen und der Neue Eingang hat eine repräsentative Signalwirkung.
Wir agieren mit Feingefühl in der Detailierung des neuen Zugangs: Integrierte Beleuchtung und Entwässerungs-Speier der Passerelle.
Der neue Türgriff aus Bronze wurde von der Künstlerin Romy Rechsteiner im Geiste des Jugendstils gestaltet. Das Muster im massiven Türblatt aus Eichenholz wurde in der Digital- werkstatt gefräst.
Die historischen Butzenfenster liessen wir restaurieren. Der hundertjährige Terrazzoboden der Treppenpodeste wurde wo nötig mit der gleichen Gesteinskörnung rekonstruiert.
Schnitt mit neuer Passerelle
Die bestehenden Badezimmer wurden entrümpelt und hell gestaltet. Der Boden hat neue, zum Haus passende Zementfliessen erhalten.
In den Regelgeschossen haben wir die jeweils riesigen Geschosswohnungen in zwei marktübliche Zwei- und Drei-Zimmer Wohnungen unterteilt.
In den historischen Wohnzimmern haben wir alte Täfelungen und Böden freigelegt. Bei unserer Recherche stellten wir fest, dass die Böden bereits zweihundert Jahre alt sind! Sie wurden vor hundert Jahren aus einem Abbruchhaus gerettet und hier eingebaut.
Zustand der Küche vor Sanierung
Die neue weisse Küchenkombination ordnet sich den historischen grünen Wandfliessen unter. Die Bodenplatten sind neu und interpretieren die vorhandenen Fliessenmuster.
Die beiden neuen Wohnungen im alten Dachstock erstrecken sich jeweils über zwei Dachgeschosse. Je eine interne Treppe führt nach oben.
Die neuen Verbindungstreppen der Dachwohnungen haben wir so platziert, dass sie vom Giebelgeschoss mit Licht geflutet werden.
Je ein zusätzliches Zimmer mit Bad findet sich pro Wohnung im Giebelgeschoss. Der Dachraum wird optimal ausgenutzt.
Die Fachwerkkonstruktion des Dachgiebels wurde komplett neu gebaut. Diese neue Holzkonstruktion vereint statische und schützende Teile, dahinter ist die gesamte Fläche verglast.
Auf den Ostgiebel kann man auch durch das interne Fenster der Dachwohnung blicken. Einzig die Giebelform ist original – der Rest ist unsere persönliche Interpretation des Jugendstils.
Ansicht von Westen